Smaragd, die Hüterin des Zauberwaldes

Vor langer Zeit lebte tief im Herzen eines uralten Waldes ein prächtiger Drache namens Smaragd. Ihre Schuppen schimmerten in dem leuchtenden Grün der Waldblätter, und ihre Augen funkelten wie Smaragde im Sonnenlicht. Sie war die Hüterin des verzauberten Waldes, eines Ortes voller magischer Kreaturen und uralter Bäume, die denen, die genau hinhörten, Geheimnisse zuflüsterten.

Smaragd lebte schon so lange im Wald, wie man sich erinnern kann. Die Tiere verehrten sie, die Bäume respektierten sie, und die magischen Wesen suchten ihre Weisheit. Sie war nicht nur eine Beschützerin, sie war auch das Herz des Waldes. Ihre bloße Anwesenheit hielt die Magie am Leben, und ihre Güte sorgte dafür, dass im Land Frieden herrschte.

Jeden Morgen flog Smaragd mit ihren riesigen Flügeln über den Wald und erzeugte eine sanfte Brise, die das Laub rascheln ließ und den Duft der Blumen über das Land trug. Sie wachte über alle Kreaturen, vom kleinsten Kaninchen bis zum mächtigsten Hirsch. Und jeden Abend saß sie auf dem höchsten Hügel und beobachtete, wie die Sonne hinter dem Horizont unterging, um sicherzugehen, dass in ihrem Wald alles in Ordnung war.

Eines Tages stolperte ein kleiner Junge namens Rowan über den Zauberwald. Er hatte Geschichten über seine Magie gehört, ihnen aber nie Glauben geschenkt. Nun irrte er verloren und verängstigt zwischen den hoch aufragenden Bäumen umher und wusste nicht, wohin er gehen sollte. Der Wald war anders als alles, was er je gesehen hatte. Die Bäume schienen vor Energie zu summen, und am Wegesrand blühten seltsame, leuchtende Blumen. Doch so schön er auch war, Rowan fühlte sich unwohl.

"Was ist, wenn die Geschichten über den wilden Wächter wahr sind?", flüsterte er vor sich hin. "Was, wenn ich nicht hier sein sollte?"

Wie als Antwort auf seine Befürchtungen schob sich ein Schatten über den Wald, und eine kühle Brise strich durch die Bäume. Rowan blickte gerade noch rechtzeitig auf, um Smaragd zu sehen, der mit ausgebreiteten Flügeln wie ein riesiges Segel vom Himmel herabschwebte. Sie landete anmutig vor ihm, ihre riesigen grünen Augen auf den Jungen gerichtet.

Rowan erstarrte, sein Herz pochte in seiner Brust. "Ich wollte nicht hierher kommen", stammelte er. "Ich habe mich verlaufen."

Smaragd neigte den Kopf, ihre Augen wurden sanft. "Hab keine Angst, Kleines", sagte sie mit einer Stimme, die so beruhigend war wie das Rauschen der Blätter. "Du bist im Zauberwald willkommen. Ich bin Smaragd, die Wächterin dieses Landes. Was führt dich hierher?"

Rowan schluckte schwer, immer noch beeindruckt vom Anblick des großen Drachens. "Ich habe die Wälder außerhalb meines Dorfes erkundet und ... ich habe mich verlaufen", gab er zu. "Ich habe Geschichten über diesen Ort gehört, aber ich habe nicht geglaubt, dass es ihn wirklich gibt."

Emerald lächelte und ihre Augen funkelten amüsiert. "Oh, es ist sehr real. Und seine Magie auch. Aber ihr habt hier nichts zu befürchten, solange ihr den Wald mit Respekt behandelt."

Rowan entspannte sich leicht. "Ich habe keine Angst", sagte er, obwohl seine Stimme ein wenig schwankte. "Ich will nur nach Hause finden."

Smaragd nickte nachdenklich. "Ich kann dir dabei helfen, aber lass mich dir zuerst etwas zeigen."

Sie drehte sich um und begann, tiefer in den Wald hineinzugehen, wobei ihr Schweif sanft hinter ihr wippte. Rowan zögerte einen Moment, folgte ihr dann aber, und seine Neugierde wuchs. Während sie weitergingen, zeigte Smaragd ihnen die Wunder des Zauberwaldes. Sie kamen an Bäumen vorbei, die sangen, wenn der Wind durch sie hindurchwehte, an Bächen, deren Wasser silbern glitzerte, und an Pflanzen, die im Schatten sanft leuchteten.

"Dieser Wald ist voller Magie", erklärte Smaragd. "Aber es ist ein empfindliches Gleichgewicht. Alles hier hängt von der Fürsorge und dem Schutz aller ab, die in ihm leben. Deshalb wache ich über ihn."

Rowan war von der Schönheit des Waldes fasziniert. "Es ist unglaublich", hauchte er. "So etwas habe ich noch nie gesehen."

Smaragd lächelte sanft. "Und jetzt hast du noch nie so etwas wie die Verbindung zwischen den Kreaturen und diesem Land gesehen. Jedes Leben hier ist miteinander verbunden. Der Wald kümmert sich um uns, und im Gegenzug kümmern wir uns um ihn."

Als sie weitergingen, kamen sie an eine Lichtung, wo das Sonnenlicht durch das Blätterdach fiel und goldene Strahlen auf einen schimmernden Teich warf. Smaragd blieb stehen und sah Rowan an. "Das ist das Herz des Waldes", sagte sie. "Es ist die Quelle der gesamten Magie hier. Wenn der Wald gedeiht, erstrahlt dieser Teich voller Leben. Aber wenn der Wald geschädigt wird, verblasst die Magie."

Rowan starrte in den Teich und sah das Licht auf der Oberfläche tanzen. "Es ist wunderschön", flüsterte er.

Smaragd senkte ihren Kopf auf seine Höhe. "Verstehst du jetzt, warum es wichtig ist, den Wald zu schützen?"

Rowan nickte, seine Augen weiteten sich vor Verwunderung. "Das tue ich", sagte er leise. "Ich werde diesen Ort nie vergessen."

Zufrieden breitete Smaragd ihre Flügel aus. "Komm, Kleines. Ich werde dich nach Hause bringen."

Rowan kletterte auf Smaragds Rücken, seine kleinen Hände griffen nach ihren glatten Schuppen. Mit einem kräftigen Flügelschlag erhoben sie sich in den Himmel, und der Wald dehnte sich unter ihnen aus wie ein großes, grünes Meer. Rowan hielt den Atem an, als sie höher und höher flogen und der Wind durch sein Haar peitschte. Er hatte sich noch nie so frei gefühlt.

Sie flogen über die Bäume, vorbei an Flüssen und Tälern, bis Rowans Dorf unter ihnen in Sicht kam. Smaragd landete sanft auf einem Feld gleich außerhalb des Dorfes. Rowan rutschte von ihrem Rücken, sein Herz raste noch immer vor Aufregung.

"Danke, Smaragd", sagte er und blickte voller Dankbarkeit zu dem Drachen auf. "Ich werde nie vergessen, was du mir gezeigt hast."

Smaragd lächelte auf ihn herab. "Vergiss nicht, Rowan, der Wald ist immer da. Wenn du ihn jemals brauchst, oder wenn er dich jemals braucht, wirst du den Weg zurück finden.

Damit hob sie vom Boden ab, und ihre Flügel trugen sie zurück in Richtung des Zauberwaldes. Rowan sah zu, wie sie in der Ferne verschwand, und sein Herz füllte sich mit einem neu entdeckten Gefühl der Verwunderung und Verantwortung.

Von diesem Tag an sah Rowan die Welt nicht mehr auf dieselbe Weise. Er wusste, dass Smaragd irgendwo tief im Wald über die Magie des Landes wachte und sie für alle beschützte, die dem Flüstern der Bäume zuhörten.

Das Ende

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